Einleitungstext ....

Just-in-time

Just-in-time

Just-in-time-ProduktionIn einem hart umkämpften Markt warten auf die Unternehmen vielfältige Herausforderungen. Damit sich Firmen erfolgreich und langfristig am Markt positionieren können, müssen die Kosten bei der Fertigung möglichst gering gehalten werden. Einsparpotenzial ergibt sich primär in der Lagerhaltung und den damit verbundenen Verwaltungsaufgaben. Hierbei spielt die Just-in-time-Produktion verstärkt eine Rolle.

Definition

Der Begriff Just in time, kurz (JiT), definiert ein spezifisches Logistiksystem. Das Ziel besteht vorrangig in der Minimierung von Lagerbeständen und der damit einhergehenden Reduzierung der Lagerkosten. Just in time zu produzieren bedeutet vereinfacht, dass Material nur bei Bedarf vorrätig gehalten wird.

Eine diesbezügliche Optimierung der Lagerhaltung erlaubt es Firmen, die Lagerung zum Großteil auf die Transportwege umzuverteilen. Just in time ist auf Lieferungen ausgerichtet, die synchron zur Produktion erfolgen. Material wird nur dann bereitgestellt, wenn es unmittelbar für die Produktion notwendig wird. Lagerhallen, gefüllt mit großen Mengen an Materialien, sollen durch die Umsetzung von Just in time komplett vermieden werden.

Herkunft

Ursprünglich wurde Just in time von Taiichi Ohno entwickelt. Der Japaner profilierte das Konzept in der Automobilbranche. Just in time wurde Teil des Produktionssystems bei Toyota.  Dort war die Bezeichnung „TPS“ geläufig. Bei Toyota bleibt Just in time nicht auf die Logistik reduziert, sondern fungiert als umfassendes Produktionsprinzip.

Just in time wurde im Jahre 1954 entwickelt. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges war Japan als Kriegsverlierer starken wirtschaftlichen Beschränkungen ausgesetzt. Weiterhin können die Japaner auf wenige natürliche Ressourcen zurückgreifen und müssen hohe Preise für Rohstoffe zahlen. Aus dieser Konsequenz heraus erschien die Entwicklung von Just in time beinahe als Notwendigkeit.

Voraussetzungen

Damit Just in time im Unternehmen anwendbar ist, müssen die notwendigen Vorkehrungen dafür getroffen werden. Diese Voraussetzungen sind nötig:

Infrastruktur schaffen

Nur mit einer entsprechenden Infrastruktur können kurze Lieferzeiten realisiert und eingehalten werden. Ziel ist es, die Lagerhaltung vom Unternehmen auf die Transportwege zu verlagern. Entsprechende Priorität kommt einer guten Infrastruktur innerhalb wie außerhalb des Unternehmens zu.

Liefermengen checken

Just in time rentiert sich nur, wenn Bedarf an großen Liefermengen besteht. Die Realisierung des Konzeptes ist mit großem Aufwand verbunden. Bei kleinen Liefermengen würde sich JiT nicht lohnen, da sich das Einsparpotenzial dann deutlich unter dem betriebenen Aufwand bewegen würde.

Informationsfluss ausbauen

Damit sich Just in time realisieren lässt, müssen Unternehmer und Lieferanten in einem ständigen Austausch stehen. Es muss möglich sein, kurzfristige Änderungen zeitnah zu kommunizieren und Lieferung und Bestellung dahingehend abzugleichen.

Flexibilität sicherstellen

Damit Just in time funktionieren kann, ist ein flexibles Agieren notwendig. Lieferanten müssen zuverlässig sein und Lieferengpässe schnellstmöglich ausgleichen können. Eine kurzfristige Erhöhung der Bestellmenge oder sonstige Anforderungen dürfen für den Lieferanten keine Probleme darstellen.

Vertrauen schaffen

Just in time konsequent umzusetzen, ist ein Wagnis. Unzuverlässige Lieferanten gefährden den Produktionsablauf im Unternehmen. Da den Lieferanten eine hohe Verantwortung zukommt, ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ein wichtiges Kriterium.

Verträge anpassen

Standard-Verträge sind für dieses spezielle Konzept ungeeignet. Die Verträge sollten individuell ausgefertigt werden und alle relevanten Faktoren berücksichtigen. Das Unternehmen wie auch der Lieferant müssen eine bestmögliche Absicherung anstreben.

Vor- und Nachteile für Unternehmen

Soll Just in time im Unternehmen eingeführt werden, stehen einige Veränderungen an. Der Materialfluss muss mit den einzelnen Produktionsprozessen abgestimmt werden, damit es nicht zu Ausfällen kommt und sich Durchlaufzeiten und Lagerkosten tatsächlich senken lassen. Daraus ergeben sich Vorzüge wie auch Nachteile.

Vorteile von Just in time:

  • Optimierung der Ressourcen (verhilft Unternehmen zu einem Wettbewerbsvorteil)
  • Schaffung von Transparenz (Team kennt Aufgaben und Ziele)
  • Arbeitsprozesse verlaufen reibungslos (Engpässe lassen sich schneller beheben)
  • Erhöhung der Flexibilität (kleinere Aufgabenbereiche, bessere Übersicht)
  • Produktivität steigt (jeder Beschäftigte konzentriert sich allein auf seine Aufgaben)

Nutzt ein Unternehmen Just in time, lässt sich ein Pull-System einrichten. Dieses kann individuell angepasst werden und lässt sich auf den Produktionsprozess hin optimieren. Da nur unbedingt notwendige Arbeiten verrichtet werden, lässt sich die Verschwendung von Zeit und Ressourcen vermeiden.

Folgende Faktoren werden betriebswirtschaftlich als Verschwendung definiert:

  • Verschwendung von Zeit
  • Verschwendung durch Transport
  • Verschwendung von Inventar
  • Verschwendung durch fehlerhafte Produkte
  • Verschwendung durch Bewegung
  • Verschwendung durch Verarbeitung

Nachteile von Just in time:
  • Abhängigkeit zwischen Unternehmen und Lieferant baut sich auf
  • Qualität kann durch fehlende Eingangskontrolle abnehmen
  • Verträge werden oft langfristig geschlossen, dies minimiert Einfluss auf aktuellen Preiswettbewerb

Was ist unter Just in Sequence zu verstehen?

Just in Sequence ist eine weitere Lieferart, die der Beschaffungslogistik untergeordnet werden kann. Dabei steht im Fokus, die notwendigen Waren entsprechend der Faktoren: Art, Menge und Zeit an ihren Lieferort zu bringen. Dort fließen die Waren direkt in die Produktion. Just in Sequence (JiS) kann als Erweiterung von Just in time verstanden werden.

Bei Just in Sequence muss nicht nur abgesichert werden, dass die Lieferung pünktlich am Zielort eintrifft. Damit die Waren unmittelbar in den Produktionsprozess einfließen können, ist die Reihenfolge des Eintreffens der Lieferung primär zu beachten. Just in Sequence kann nur funktionieren, wenn die Zulieferer die notwendigen Waren in der richtigen Reihenfolge verpacken und für den Versand vorbereiten.

Just in time vs. Just in Sequence

Werden beiden Methoden miteinander verglichen, wird mit der Verpackung der entscheidende Unterschied deutlich. Es geht nicht allein um die zeitnahe, sondern auch um die richtige Reihenfolge. Die Lieferanten sind hierbei verstärkt gefordert und müssen die Waren vorsortieren, bevor sie verschickt werden.

Bei Just in time wird primär das Ziel verfolgt, auf Lagerbestände weitgehend zu verzichten. Da sich bei Just in Sequence ein wechselnder Bedarf abzeichnet, werden Lagerbestände bis zu einem bestimmten Rahmen akzeptiert. Bei Just in time wird am Wunschtag geliefert und damit sind die Bedingungen erschöpft. Bei Just in Sequence kommt hinzu, dass die Waren nicht nur am gewünschten Tag, sondern auch in der notwendigen Reihenfolge im Unternehmen eintreffen müssen.

Wirtschaftliche Ziele von Just in time

Das hauptsächliche Ziel der Etablierung von Just in time im Unternehmen liegt in der Senkung wie kompletten Einsparung der Lagerhaltungskosten. Primär fallen unter diesen Aspekt Kosten für die Lagerung selbst, Ausgaben für das Personal, welches im Lager beschäftigt ist und Aufwendungen für den Umschlag und Transport der im Lager vorrätigen Waren. Weitere wirtschaftliche Ziele lassen sich wie folgt zusammenfassen.

Risiko senken

Die Lieferanten tragen bei Just in time die Verantwortung, die benötigten Güter zeitnah bereitzustellen. Kann die Lieferung nicht pünktlich erfolgen, und die Produktion gerät dadurch ins Stocken, drohen den Lieferanten Konventionalstrafen.

Liquidität erhöhen

Wird eine umfassende Lagerhaltung betrieben, muss das Unternehmen entsprechend viel Kapital binden. Just in time vermeidet für Lagerbestände anfallende Kosten. Dadurch wird Kapital frei, was die Liquidität steigert. Alternativ können die frei gewordenen Summen in weitere gewinnversprechende Maßnahmen fließen.

Flexibilität erhöhen

Durch Just in time bietet sich mehr Flexibilität auf dem Beschaffungsmarkt und dem Absatzmarkt innerhalb der Fertigung.

Serviceleistung verbessern

Just in time kann helfen, den Kundenservice entscheidend zu verbessern. Kundenwünsche können schneller und zielgerichteter bedient und verfolgt werden.

In welchen Branchen ist Just in time sinnvoll?

Just in time ist ein Konzept, welches nicht automatisch in allen Branchen angewendet werden kann und dort die genannten Vorteile verspricht. Wie bereits erwähnt, wird es sich nicht rechnen, wenn nur wenige Mengen an Betriebsmitteln gebraucht werden. Der Aufwand wäre im Verhältnis zur möglichen Einsparung der Lagerhaltung unrentabel. Zahlreiche Unternehmen haben Just in time in ihre Produktionsabläufe integriert.

McDonald’s, Dell oder Harley-Davidson sind nur einige prominente Beispiele. Durch die Anwendung von Just in time im Unternehmen lässt sich der Materialfluss zeitlich auf den Produktionsprozess ausrichten. Damit können alle Beteiligten von den geringen Kosten profitieren. Materialien werden erst verschickt, wenn die Kunden Bestellungen aufgeben. Dies hilft in vielen Branchen dabei, Lagerkosten zu sparen und im Vorfeld kein Kapital binden zu müssen.

Just in time in der Automobilbranche

Die Automobil-Industrie zieht mit Abstand den größten Nutzen aus dem Konzept. Das Logistiksystem macht sich bezahlt, wenn es zum Beispiel Bauteile in unterschiedlichen Ausführungen gibt. Darin sind auch Teile eingeschlossen, die nicht unmittelbar in die Montagelinie einfließen.

Die Automobilbranche nutzt Just in time zum Beispiel bei der Herstellung von Cockpits, Rädern oder Frontend. Dabei werden die Lieferanten in der Praxis oft erst wenige Stunden vorab über die Notwendigkeit von bestimmten Fahrzeugteilen in Kenntnis gesetzt. Speziell in der Automobilwirtschaft hat es sich bewährt, dass sich die Zulieferer in unmittelbarer Nähe des Unternehmens befinden und so auf lange Lieferwege verzichtet wird.

Just in time in der Luftfahrtindustrie

Eine wichtige Rolle spielt Just in time auch für die Luftfahrtindustrie. Dabei liegt der Fokus nicht allein auf der Fertigung neuer Flugzeuge. Just in time macht sich auch in den Bereichen Wartung und Instandsetzung bezahlt. Die Airlines sind seitens der internationalen Luftfahrtbehörden an strenge Auflagen gebunden. Die Ansprüche an Sicherheit, Geschwindigkeit und Qualität sind hoch.

Häufig kommt es auch zu ungeplanten Wartungen. Die Zulieferer sind in der Pflicht, permanent erreichbar zu sein und unmittelbar auf die Kundenbestellungen zu reagieren. In der Luftfahrt-Branche wird häufig auf an europäischen Drehkreuzen befindliche dezentrale Hubs gesetzt.

Rechtliche Grundlagen

Der Umsetzung von Just in time sollten entsprechende vertragliche Vereinbarungen zugrunde liegen. Es gilt dabei, die Liefermengen, die Liefertermine, den Ablauf der Lieferung und mögliche Konsequenzen bei Lieferverzug in die Vertragsgestaltung einzubinden. Auch die Preise und die Zahlungs- und Lieferkonditionen sind vertraglich festzuhalten. Verträglich aufgenommen sollten auch Möglichkeiten, die es dem Lieferanten ermöglichen, ein Potenzial für Rationalisierungen zu schaffen und umzusetzen.

Quellen:

https://sevdesk.de/lexikon/just-in-time/

https://mind-logistik.de/knowhow/just-in-time-produktion/

https://studyflix.de/wirtschaft/just-in-time-1629

https://lean-management-beratung.de/lean-consulting/lean-methoden/just-in-time