Karton: Arten, Verwendung, Herstellung

2022-05-16 08:33:00 / Neuigkeiten
Karton: Arten, Verwendung, Herstellung - Karton: Arten, Verwendung, Herstellung

Im Jahr 2021 wurden in Deutschland insgesamt rund 23,1 Millionen Tonnen Papier, Pappe und Karton produziert. Über die Hälfte davon sind Verpackungen. Laut NABU hat sich der Papierverbrauch für Versandverpackungen zwischen 2010 und 2020 beinahe verdoppelt. Das zeigt die Wichtigkeit dieses Werkstoffes für Industrie und Handel.

Definition: Was ist ein Karton?

Der Begriff „Karton“ geht auf das französische Wort „carton“ zurück. Dahinter verbergen sich zwei Bedeutungen: Zum einen ist Karton ein Werkstoff, zum anderen die aus Karton gefertigte Kartonage. Kartons werden auch als Boxen, Schachteln oder Kisten bezeichnet. Sie bestehen aus Wellpappe. Dabei kommen überwiegend Recyclingfasern und ein Anteil Frischholzfasern zum Einsatz. Die Altpapierquote liegt bei knapp 80 %. Das macht Kartons zu einer umweltfreundlichen Verpackung. Die Grammatur des Materials reicht von 150 g/m² bis 600 g/m². Es gehört sowohl zu den Papieren als auch zu den Vollpappen und Wellpappen.

Wie ist ein Karton aufgebaut?

Ein Karton besteht entweder aus brauner oder aus weißer Wellpappe. Sichtbar sind die verarbeiteten Wellenbahnen allerdings nur in der Zwischenschicht. Außen und innen sorgen sogenannte „Liner“ als Deckenbahnen für eine glatte Oberfläche. Die Stabilität des Kartons hängt von der Art dieser Wellenbahnen ab. Es gibt verschiedene Varianten, die sich durch eine unterschiedlich hohe Belastbarkeit auszeichnen.

Je höher die Wellpappenbahn ausfällt, desto stärker lässt sie sich belasten. Schmalere Varianten sind dafür gut zu bedrucken:

  • Mikrowelle/E-Welle: Die Wellenteilung (das Maß zwischen zwei Wellenspitzen) reicht von 2,6 bis 3,5 mm. Die Wellenhöhe beträgt 1,0 bis 1,9 mm. Das Material lässt sich mit bis zu 10 Kilogramm belasten.
  • Feinwelle/B-Welle: Bei der Feinwelle bewegt sich die Wellenteilung zwischen 4,8 und 6,5 mm und die Höhe zwischen 2,2 bis 3,1 mm. Die Belastungsgrenze liegt bei 15 Kilogramm.
  • Grobwelle: Mit einer Wellentiefe von 6,5-7,9 mm und einer Wellenhöhe von 3,1 bis 4,0 mm ist die Grobwelle überaus belastbar: Bis zu 25 Kilogramm kann das Material tragen.

Welche Kartonarten gibt es?

Der FEFCO-ESBO-Code ist ein internationaler Code zur Bezeichnung von Verpackungen aus Wellpappe oder Vollpappe. Der Code verrät unter anderem die Bauart der Kartonage.

Folgende Arten gehören zu den gängigsten Kartonagen:

  • Faltschachteln,
  • Deckelschachteln,
  • Falthüllen,
  • Trays und
  • Schiebeschachteln,

Ist das Packgut empfindlich, sollte die Kartonagen besonders stabil und qualitativ hochwertig sein. Für hohe Stabilität sorgt ein hoher Frischholzfaser-Anteil.

Welche Papierarten gibt es?

Experten unterscheiden zwischen Kraftliner, Testliner und Schrenzpapier. All diese Papierarten haben unterschiedliche Vor- und Nachteile. Dementsprechend sind sie für unterschiedliche Einsatzzwecke geeignet.

Kraftliner: strapazierbar und qualitativ hochwertig

Kraftliner-Papier ist besonders haltbar. Bis zu 80 Prozent der Fasern stammen aus unverarbeitetem Holz. Der Recyclinganteil ist im Vergleich zu den anderen Papierarten gering. Dafür sind die Kartonagen robust, beständig und reißfest. Aus diesem Grund eignen sie sich als Transportverpackung für schwere, zerbrechliche und hochwertige Ware.

Bedingt durch die Holzart (Weichholz oder Hartholz) und den Anteil an Recycling-Fasern innerhalb des Kraftliner-Papiers kommt es zu Farbunterschieden. Kraftliner-Papier gibt es in unterschiedlichen Farbtönen wie dunkelbraun, hellbraun und grau.

Testliner: umweltfreundlich und günstig

Eine besonders umweltfreundliche Lösung ist Testliner-Papier: Es besteht ausschließlich aus Recyclingfasern und ist preiswert in der Herstellung. In der Wellpappenindustrie gilt es als Standardpapier. Allerdings fällt die Belastbarkeit im Vergleich zu Kraftliner-Papier geringer aus.

Wie hoch die Qualität eines Testliner-Kartons ist, richtet sich nach der Güteklasse des verwendeten Altpapiers. Es gibt drei verschiedene Varianten: Güteklasse T1 bezeichnet die hochwertigsten Recyclingpapiere. Danach folgen die Güteklassen T2 und T3.

Schrenzpapier: umweltfreundlich und nützlich

Der Fachbegriff „Schrenz“ stammt aus der Buchbinderei. Dabei handelt es sich um einen Karton aus minderwertigen Rohstoffen. Schrenzpapier besteht aus unsortierten, mehrfach recycelten Papierfasern. Es wird auf Rollen geliefert und lässt sich als Packpapier, zum Ausfüllen von Hohlräumen in Paketen oder zum Schutz von zerbrechlichen Artikeln verwenden.

Wofür werden Kartons verwendet?

Vor allem die Verpackungsindustrie benötigt Kartonagen. Sie dienen als Primärverpackungen für Waren aller Art, aber auch als Sekundär- und als Transportverpackungen:

  • Primärverpackungen stehen in direktem Kontakt mit dem Produkt.
  • Sekundärverpackungen umgeben die Primärverpackung. Sie bieten als zweite Verpackung oder Umverpackung zusätzlichen Schutz.
  • Manchmal dienen Sekundärverpackungen gleichzeitig als Transportverpackungen. Das ist beispielsweise bei sogenannten Shelf-Ready-Packaging-Lösungen der Fall. Diese lassen sich vom Verkaufspersonal am Point-of-Sale direkt ins Regal stellen.
  • Transportverpackungen aus Wellpappe schützen die Ware auf dem Transportweg. Sind sie bedruckt, fungieren sie gleichzeitig als Werbeträger, Informationsfläche und Markenbotschafter.

Wie wird der Werkstoff Karton hergestellt?

Die Herstellung ähnelt der Papierherstellung: Im ersten Schritt wird das Recyclingmaterial entfärbt. Anschließend wird der Zellstoff in seine Fasern zerlegt und mit Wasser zu einem Brei verarbeitet. Auf diese Weise entstehen Endlos-Papierbahnen. Diese werden nass aufeinandergepresst und anschließend in verschiedenen Walz- und Trocknungszylindern getrocknet. Im Anschluss an die Trocknung wird der Rohkarton mit einer Beschichtung (Coating) aus Kalk, Bindemitteln und Füllstoffen versehen. Nach einem weiteren Walz- und Trocknungsprozess folgt der Zuschnitt. Durch das Coating lassen sich Bilder und Beschriftungen auf den Karton aufbringen.

Welche Vor- und Nachteile hat Karton als Werkstoff?

Vorteile des Werkstoffs Karton

Verpackungen aus Karton sind aus folgenden Gründen vorteilhaft:

  • Umweltfreundlich: Der Rohstoff Karton lässt sich zu 100 Prozent recyceln. Intakte Papierfasern lassen sich bis zu 25-mal recyceln und wiederverwenden. Allerdings verkürzen sie sich bei jedem Zyklus. Die Zugabe neuer Fasern sorgt für eine gleichbleibend hohe Qualität des Kartons.
  • Individuell: Verpackungslösungen aus Karton lassen sich passgenau für jeden Bedarf entwickeln (Art, Größe, Form, Stabilität, Beschichtung und Bedruckung).
  • Stabil: Kartons aus Wellpappe zeichnen sich durch eine hohe Stabilität aus. Beispielsweise bewahren sie als Transportverpackung das Transportgut während des gesamten Logistikprozesses vor Schäden durch Schläge, Stöße und Umwelteinflüsse.
  • Bedruckbar: Karton lässt sich vielseitig beschriften. Die Möglichkeiten reichen von Produktinformationen über Warnhinweisen bis zu Claims und Logos.
  • Flexibel: Karton selbst bietet keine ausreichende Barriere beim Kontakt mit Flüssigkeiten, Fett und Öl. Abhilfe schafft Barrierepapier mit Feuchtigkeits- und Fettbeständigkeit.

Nachteile des Werkstoffs Karton

Einige wenige Nachteile gibt es bei der Verwendung von Karton als Werkstoff:

  • Nicht feuchtigkeitsbeständig: Karton weicht beim Kontakt mit Flüssigkeiten wie Wasser auf. Durch Feuchtigkeit büßt das Material seine Stabilität ein.
  • Barriere-Eigenschaften fehlen: Ohne den Verbund mit anderen Materialien wie Kunststoff oder Glas fehlt eine Barriere als Schutz vor Fett, Öl, Feuchtigkeit oder Sauerstoff.
  • Rückstände: Recycelte Kartonagen können Mineralölbestandteile enthalten. Diese stammen aus den Druckfarben der verwendeten Zeitungen.

Fazit

Karton ist ein günstiger, umweltfreundlicher Werkstoff für Verpackungen aller Art. Die Fertigung kann passgenau entsprechend der zu verpackenden Ware erfolgen. Es gibt zwar einige wenige Nachteile, die das Material mit sich bringt. Hier ist besonders die fehlende Beständigkeit gegenüber Feuchtigkeit zu nennen. Durch den Einsatz von ergänzenden Materialien wie Glas oder Kunststoff lassen sich diese jedoch ausgleichen.